Monatsbericht August 2025

Monatsbericht August 2025

Zum Glück muss ich diesen Monat nichts von unwirtlichen Wetterverhältnissen schreiben. Es gab genügend Sonnenschein, dazwischen wieder die benötigte Nässe, und auch für die Bauern war das Wetter so gut, dass sie ohne Probleme anfangen konnten, ihre Ernten unter Dach und Fach zu bringen. Solche Monate wünschen wir uns öfters!

Heute möchte ich Euch von drei Menschen erzählen, die auf unserem Bio-Bauernhof Lagowschina ihr inneres Gleichgewicht und ihren Lebensmut wieder gefunden haben.

Marinas Kindheit war geprägt von der Angst vor ihrem Vater, der sie regelmässig schlug. Nur einige gute Jahre durfte sie auf dem kleinen Bauernhof ihrer Grpsseltern verbringen. In der Ehe erging es ihr nicht besser. Ihr Mann war Alkoholiker und prügelte sie, und ihren gemeinsamen Sohn Nikita, bei dem Autismus diagnostiziert worden war, ebenso regelmässig wie früher ihr Vater. Nach 20jährigem Martyrium verlor sie eines Tages die Nerven und erstach ihren Mann.

Da auch dem Gericht die familiäre Situation bekannt war, bekam sie das Mindestmass von fünf Jahren Haft. Nikita wurde während dieser Zeit in einem Heim versorgt. Nach Marinas Freilassung verschaffte eine Stiftung ihr und Nikita eine kleine Wohnung, in der die beiden verschüchtert und verängstigt und völlig isoliert von der Aussenwelt lebten.

Durch eine glückliche Fügung kamen die beiden schliesslich nach Lagowschina. Die Veränderung, die da in unglaublich kurzer Zeit mit ihnen geschah, erstaunte sogar die Psychologen, die Marina und ihr schweres Schicksal kannten. Die gute, warme Atmosphäre, die unsere langjährigen Bewohner wie Ljuba, Anatolij, Aleksej auf Lagowschina geschaffen haben, liess die beiden buchstäblich auftauen. Wir sind zuversichtlich, dass sie mit unserer Hilfe den Weg zurück ins Leben und in die Gesellschaft finden werden.

Ilja ist ein 35jähriger Schauspieler, der zu seinem Unglück begann, Präparate zu nehmen, von denen er hoffte, sie würden seine Leistungsfähigkeit steigern. Bald kam es zu einer Schlägerei, die ihm eine Bewährungsstrafe von 5 Jahren eintrug. Seine Karriere als Schauspieler war zu Ende, und er wohnte bei seiner Mutter, wo er, nach ihren Worten, eine Internetsucht entwickelte, die ihn rund um die Uhr gefangen hielt. Da die Mutter von uns gehört hatte, fragte sie, ob wir ihn versuchsweise bei uns aufnehmen könnten.

Nun wohnt Ilja bei uns, erledigt die verschiedensten Aufgaben sehr pflichtbewusst und ist sehr umgänglich. Alle Bewohner haben ich gut aufgenommen, man hört nun Positives von allen Seiten. Anstatt vor dem Netz zu sitzen geht er mit anderen Bewohnern fischen, wir machen zusammen Gesellschaftsspiele und organisieren kleine Tourniere.

Da sein Vater im Zirkus mit Pferden gearbeitet hatte, ist ihm der Umgang mit Pferden sehr vertraut. So kam er eines Tages auf mich zu und fragte, ob er sich jeweils für einen halben Tag der Pferde annehmen dürfe. Seitdem arbeitet er mit ihnen, und hat bereits einige Resultate erreicht.

Ich denke, noch ein paar Monate, und er hat die Chance, wieder auf die richtige Bahn zu kommen!

Das waren drei Beispiele, die aufzeigen, welche Vielfalt von Menschen zu uns kommt. Es sind Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Und unser Ziel ist, dass sie, jeder auf seine Weise, wieder ihren Weg in die Gesellschaft finden.

Mit freundlichen Grüssen

Jörg

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