Monatsbericht Mai 2014

Monatsbericht Mai 2014

Nicht einmal im Sommer haben wir immer eine solche Hitze, wie sie in der zweiten Monatshälfte bei uns herrschte. 31 Grad Celsius im Schatten sind nicht gerade die gewohnten Temperaturen für Russland zu dieser Jahreszeit. Die Hobbygärtner sind jetzt nach der Aussaat umso mehr mit dem Giessen der noch jungen Pflanzen beschäftigt, hat es doch seit geraumer Zeit nicht mehr geregnet.

Für unseren Stiftungsalltag ist der Mai größtenteils durch die Arbeit mit Kindern resp. mit den Schulen geprägt. Die älteren Kinder bereiten sich alle auf die Prüfungen vor, und parallel geht es bereits um die Evaluierung eines möglichen Studienplatzes. Für einen Grossteil der Eltern stellt die Ausbildung ihrer Kinder eine grosse finanzielle Belastung dar. Selbst das Kennenlernen und die Vorstellung in einem Institut oder an der Universität ist mit Kosten verbunden. Man reist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Kaluga oder Moskau, was für die ländliche Bevölkerung jedes Mal bereits eine Herausforderung ist. Durch unsere Kontakte können wir das Finden einer geeigneten Institution in dieser Millionenmetropole sehr erleichtern. Zudem können wir beraten, wo es Studienplätze gibt, die finanziell vom Staate getragen werden, und so das Familienbudget enorm entlasten.

In der zweiten Monatshälfte war unsere Stiftungsratspräsidentin Monica Chappuis bei uns zu Besuch. Bei einem Treffen mit Vertretern des Seniorenclubs konnte Monica direkt erfahren, wie es den Alten im Bezirk geht.

Anschließend besuchten wir im Spital eine uns seit vielen Jahren bekannte Bedürftige aus Lopatino, Swetlana Ipatowa. Vor knapp zehn Jahren, als wir sie zum ersten Mal trafen, lebte sie bereits mit der Diagnose Multiple Sklerose. Die Ärzte sagten uns damals, dass sie noch alllerhöchstens ein halbes Jahr zu leben habe. Ihre kleine Tochter Jana kam damals dank unserer Hilfe in den Kindergarten.

Heute, nach all den Jahren des Leidens, kann Swetlana offenbar immer noch nicht loslassen. Nur noch um die 20 kg schwer, nur noch durch künstliche Ernährung am Leben, liegt sie im Spital und wird tagtäglich von der nun 14 Jahren alten Jana gepflegt. Sie habe zurzeit in der Schule noch Prüfungen, komme aber trotzdem gleich nach Schulschluss hierher, erzählte uns Jana. Sie bereitet ihrer Mutter den Nahrungsbrei zu und leitet ihn über die Sonde in den Magen, sie wäscht sie und unterhält sich so gut es geht mit ihr. Swetlana kann selber nicht mehr sprechen, aber ihre Augen beweisen, dass sie noch immer alles versteht und an allem teilnimmt.

Vor uns stand ein Mädchen, das wirkte wie eine junge Erwachsene. Ihre ganze Jugend war und ist geprägt von der Pflege ihrer Mutter. Jana hat uns tief beeindruckt.

Liebe Grüsse

Jörg Duss

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