Monatsbericht April 2016

Monatsbericht April 2016

Anfang des Monats hatten wir noch gehofft, dass der Frühling nun schnell Einzug halten wird. Ein Blick aus dem Fenster zeigt mir aber erst jetzt die ersten kleinen Blättchen an den Bäumen, und die ersten Gräser, die sich aus der Erde winden. Auf den Feldern konnten die Bauern keine Arbeiten verrichten, da der Boden einfach noch zu nass ist. In den nächsten Tagen soll es wieder regnen, das bedeutet, dass sich die Erdarbeiten noch weiter hinauszögern.

In den Wintermonaten gibt es in unseren Breitengraden erfahrungsgemäss weniger Arbeit, speziell für die ländlichen Bewohner. Ab Frühling startet unter anderem die Bausaison in den Datschenvierteln, was für die vielen Handwerker das Haupteinkommen bedeutet. In Anbetracht der wirtschaftlichen Lage, vor allem als Folge der „Sanktionen“, brach das Arbeitsvolumen in vielen Sektoren stark ein. Der Motor ist ins Stocken geraten, hört man ab und zu sagen.

Was bedeutet dies für den normalen Bürger? Ein Grossteil der Haushalte muss mit einem massiv kleineren Budget auskommen. Die Gehälter wurden nicht angehoben, sondern vielerorts gesenkt. Schon in mehreren Monatsberichten erwähnte ich die ständig zunehmende Zahl an Lebensmittelpaketen, die wir von RADUGA an Menschen abgeben. Im gleichen Masse steigt auch das Interesse an Kleidern. Unser Lager ist jetzt an einem Punkt angelangt, wo mehr Kleider täglich geholt werden, als wir neue bekommen. Wir beschäftigen uns zurzeit gerade damit, neue Quellen ausfindig zu machen, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.

Kaum ein Bürger kann von sich behaupten, nichts von dieser Krise zu spüren. Jeder muss Abstriche machen. Man kauft nur noch das dringendst Nötige. Viele „Mittelständler“ sind nun in den Kreis der ärmeren Bevölkerung gerutscht. Doch eines kann man sagen: Man hört nirgends jemanden sich beklagen. Welches Volk kann, und musste schon seit Jahrhunderten, so viel ertragen? Dies ist das Einzigartige an diesen Menschen, die bei alledem auch noch den Humor nie verlieren!

Mit freundlichen Grüssen

Jörg Duss

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