Monatsbericht April 2019

Monatsbericht April 2019

Der Schnee schmolz uns regelrecht unter den Füssen weg. Die erwartete Überschwemmung blieb aus, wieso das? Wir bemerkten, dass die Erde das Tauwasser regelrecht aufsaugte. Der trockene Herbst hat den Grundwasserspiegel abgesenkt, der sich nun wieder mit dem Schmelzwasser aufgefüllt hat. Die Flüsse kamen erst gar nicht dazu ihren Pegel anzuheben, die Erde wirkte wie ein ausgetrockneter Schwamm. Wie mir Bewohner von anderen Dörfern berichteten, haben sich in der Zeit auch ihre ausgetrockneten Brunnen wieder gefüllt. Jetzt hoffen wir alle, dass es in diesem Jahr nicht zu trocken wird und die Natur sich weiter erholt.

Im Februar erzählte ich Ihnen die Geschichte einer 35jährigen Frau, bei der während der Schwangerschaft Krebs diagnostiziert wurde. Kind retten? Chemotherapie starten? Wie weiter? war damals die grosse Frage. Jetzt, nach zwei Monaten, darf ich berichten, dass das Kind per Kaiserschnitt auf die Welt kam und es ihm hervorragend geht. Die Mutter ist in Behandlung, und laut den Ärzten hat sich ihre Krankheit „stabilisiert“ und nicht weiter ausgebreitet. Nach ihrer eigenen Aussage fühlt sie sich besser, die Schwindelgefühle sind fast komplett verschwunden. Hoffen wir von ganzem Herzen, dass bei Mutter und Kind der Weg so weitergeht!

Und letzten Monatsbericht war die Rede von zwei Färsen, die Reissaus genommen hatten. Eine von ihnen konnte nach mehreren Tagen lokalisiert und eingefangen werden. Vom zweiten Tier fehlt bis heute jegliche Spur. Wahrscheinlich werden wir nie erfahren, wie sein Schicksal sich gestaltet hat!

In diesem Monat sind wir bei Artjom, einem unserer Obdachlosen, bei der Beschaffung seiner Ausweispapiere einen grossen Schritt weitergekommen. Nach zwei Monaten mit ungezählten Versuchen gelang es uns endlich, das Telefongespräch zu erhalten, bei dem es um den Termin bei der Kommission ging, die über Artjoms Status in Russland entscheidet.

Der heute 25-jährige Artjom kam als Russe in Usbekistan auf die Welt. Seine Grosseltern waren seinerzeit der Arbeit folgend nach Usbekistan ausgewandert. Alle seine Wurzeln sind in Russland, doch sein heutiger Pass ist ein usbekischer. Sein grösster Wunsch ist es, endlich die russische Staatsbürgerschaft zu erlangen.

Artjom kennen wir schon über 2 ½ Jahre. Aus einem Obdachlosenheim kam er damals zu uns auf den Bauernhof. In der Zeit hat sich sein psychischer Zustand stetig positiv entwickelt. Wie weit es ihm jedoch gelingen wird, seine Kindheitstraumen zu überwinden, wird die Zukunft zeigen. RADUGA tut alles dafür, ihm auf seinem weiteren Lebensweg zu helfen.

Mit freundlichen Grüssen

Jörg Duss

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