Leider ist das eingetroffen, was viele im Voraus schon befürchtet hatten. Die Flüsse traten einer nach dem andern über die Ufer und führten in gewissen Gebieten Russlands zu Überschwemmungen solchen Ausmasses, wie es kaum jemandem erinnerlich ist. Auch in unserer Gegend waren die Wasserstände so hoch, wie ich selber es noch nie erlebt habe. Unsere Brücke stand mehr als zwei Meter unter Wasser, und dies über einen längeren Zeitraum. Das Flussbett wurde im wahrsten Sinne wieder einmal so richtig durchgeputzt.
Und hier einmal eine Info anderer Art, und zwar eine juristische. Ich denke, wir werden die Sache in Kürze erledigen, doch wollte ich es hier erwähnen. Nach den Anschlägen und vermehrten Angriffen im russischen Hinterland wurde das Justizministerium, wohl von oben, angewiesen, alle NGOs, die vom Ausland finanziert werden, nochmals zu untersuchen. Mit einem höflichen Brief wurden wir aufgefordert, verschiedene zusätzliche Protokolle zu erstellen und abzuliefern, und dazu „Beweise“ und „Belege“ dafür, dass die Mittel tatsächlich ihrem Zweck entsprechend eingesetzt werden. Unsere örtliche Administration hat uns bereits ihre volle Unterstützung zugesagt, sollten beim Ministerium noch irgendwelche Zweifel aufkommen.
Das sind nun die Nebenwirkungen, die nach diesem verheerenden Anschlag in Moskau zu spüren sind. Für die allgemeine Sicherheit des Landes sind diese Massnahmen sicher unumgänglich, für uns fühlt es sich ein wenig an wie eine Kollektivstrafe. Schön dabei ist aber, dass wir in unserem Umfeld Unterstützung auf verschiedensten Ebenen erhalten. Das jahrzehntelange Wirken der Stiftung RADUGA macht sich hier einmal mehr positiv bemerkbar.
Ansonsten kann ich berichten, dass nach den Besuchen in den verschiedenen dörflichen „Kulturhäusern“ der Kontakt mit den Dörfern nochmals intensiviert wurde. Auch Dörfer, die früher wenig oder gar keine Altkleider bei uns angefordert haben, werden jetzt regelmässig von uns beliefert. Dass bei uns auch immer mehr Kleider gespendet werden passt ideal dazu! Jetzt stehen die Maifeiertage vor der Türe, eine Zeit, in der die Moskauer in Scharen nach Tarussa kommen und viele Altkleider für die Stiftung im Gepäck haben. Deshalb bereiten wir uns jetzt schon auf den grösseren Ansturm vor. Ich schätze, dass wir zurzeit pro Monat eine Kleidermenge umwälzen, die fast einen ganzen Bahnwagen füllen würde. Ein wahrhaftig wunderbares, effektives Projekt der Stiftung RADUGA!
Und hier noch ein Hinweis auf unsere neue Internetseite, die sich speziell mit dem sozial geführten Bauernhofprojekt befasst. Die Seite ist zwar nur russisch und nicht wie die Stiftungsseite zweisprachig, da wir hauptsächlich das russische Publikum damit bedienen wollen. Für diejenigen, die kein Russisch verstehen, gibt es immerhin viele Fotos zum Anschauen. Erfreulich für uns sind die vielen Reaktionen, die wir bereits von verschiedenen Seiten erhalten. Das Bedürfnis in der Bevölkerung ist offensichtlich vorhanden, Informationen „vom Lande“ zu erhalten. Wir erhoffen uns dabei einen Schneeballeffekt, gibt es doch immer wieder Anfragen von Menschen, die anderswo etwas Ähnliches aufbauen wollen!
Liebe Grüsse
Jörg
Ps. Hier der Link auf unsere Homepage: http://derevenka-jorga.ru
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