Die Bauern hat es bezüglich des Heus gefreut! Die Wetterbedingungen gestalteten sich so, dass man das Heu in Ruhe einfahren konnte. Anders sieht es beim Getreide aus. Im Süden von Russland, aber auch bei uns, hat es massive Einbussen gegeben. Gerste geht noch, Weizen war schlecht, Hafer kam überhaupt nicht. Dementsprechend steigen die Preise, was sich im Endeffekt natürlich wieder auf die Verbraucher auswirken wird. Mal schauen, wie es mit den anderen Ernten noch weiter geht?
Die Zahl von Neuankömmlingen auf dem Hof Lagowschina hat auch im August nicht abgenommen, nein, im Gegenteil sogar zugenommen. In Anbetracht dessen, dass das Boot langsam aber sicher voll ist, suchen wir andere Möglichkeiten, die Menschen unterzubringen. Eine Idee ist nun z.B., anderen Kleinbauern, die immer zwei helfende Hände gebrauchen können, Hilfsbedürftige zu vermitteln. Auf den ersten Blick liest sich das sehr positiv. Schwierig ist jedoch, Personen zusammenzubringen, bei denen dann auch die sogenannte «Chemie» einigermassen stimmt. Die Kunst des Vor- und Nachgebens beherrschen in der heutigen Zeit leider nicht alle. Man schaut schon beim ersten Treffen mit Misstrauen auf den anderen, und dieser Ansatz erstickt die Chance, dass dieser die Gelegenheit bekommt, sich zu bewähren, schon im Keim. Das ist sehr schade, würde es doch beiden Seiten gleichermassen helfen! Der eine bekäme ein Dach über dem Kopf und Essen, der andere Hilfe bei der Arbeit.
Aber wer mich kennt weiss, dass ich so schnell nicht aufgeben werde! Ich erarbeite mir zurzeit regelrecht eine Kartei mit „Anwärtern“, um bei der Vermittlung möglichst die richtige Wahl zu treffen.
Mit dem ersten September fängt in Russland bekanntlich das neue Schuljahr an. Auf den Strassen wird gemunkelt, dass die Schulen maximal zwei oder drei Wochen offenbleiben und die Kinder dann wieder nach Hause geschickt und Fernunterricht erhalten würden. Für die Planung verschiedener unserer Projekte ist die Lage zurzeit schwierig. Gäbe es eine offizielle Anordnung, wäre es einfacher. Die Spekulationen, welche die Runde machen, sind für uns kein Massstab. Wir befinden uns zurzeit regelrecht in einer abwartenden, schwebenden «Lauerstellung», damit wir dann mit unseren definitiven Entscheidungen auch wirklich die richtigen Schritte einleiten.
Aber wir hoffen zuversichtlich auf bessere Zeiten!
Mit freundlichen Grüssen
Jörg Duss
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