Monatsbericht Dezember 2024

Monatsbericht Dezember 2024

Wenn ich hier schreiben würde, dass bei uns gerade ein echter „russischer Winter“ herrscht, würde ich Ihnen einen Bären aufbinden. Temperaturen um die Null Grad Grenze beherrschten den Grossteil des letzten Monates. Schnee haben wir, wenn es hoch kommt, ca. 10 cm, was im Grunde auch nicht der Rede wert ist. Doch es kann sich hier noch alles ändern! Hat sich doch das Wetter, resp. der Winteranfang auch hier in Russland gegenüber früheren Zeiten nach hinten verschoben. Beklagen wollen wir uns deshalb nicht, es würde auch nichts nützen!

Vielleicht erinnert Ihr Euch an den jungen Mann, Maxim, den ich im letzten Monatsbericht beschrieben habe. Der von Kindheit an behinderte Maxim hat sich bestens bei uns eingelebt! Mit seiner kindlichen Art (er ist in der Persönlichkeitsentwicklung wie ein 5-6jähriger) ist er bei ALLEN sehr beliebt! So etwas habe ich in all den Jahren noch nie erleben dürfen! Normalerweise haben die Bewohner immer eine gewisse Sympathie oder Antipathie bei Neuankömmlingen. Hier hört und spürt man wahrhaftig von allen, dass sie ihn einfach mögen. Hat es eventuell auch damit zu tun, dass wir seinerzeit alle gemeinsam darüber gesprochen haben, ob wir ihn aufnehmen wollen oder nicht? Ich kann es nicht sagen, doch der Anblick, wie er integriert ist, tut mir im Innersten sehr gut!

Unbekümmert ist er überall sehr hilfsbereit. Er ist sozusagen immer da, wo er gebraucht wird. Umgekehrt helfen ihm immer alle, z.B. beim Essen, wenn es darum geht, aus einem Dreiliter-Behälter Milch ins Glas einzuschenken (Maxim liebt Milch über alles). Da er motorisch etwas gestört ist, fällt es ihm schwer, selber Milch einzuschenken. Dies ist aber kein Problem, da immer sofort einer der Bewohner ihm dabei hilft!

Anderseits hat er aber eine erstaunliche Feinmotorik, denn er macht gerne Bilder aus Mosaiksteinen. Als er mich dann fragte, ob es möglich sei, dass ich ihm ein solches Bild abkaufe, konnte ich es ihm unmöglich abschlagen. Seit mehreren Tagen ist er nun mit grossem Eifer und Freude daran, dieses Bild mit den Mosaiksteinen zu setzen. Es gibt auch keinen Bewohner, denn er nicht in sein Zimmer geführt hätte, um ihm stolz den Fortschritt seiner Arbeit zu präsentieren. So geschah es dann, dass dieses Bild bereits einen Abnehmer gefunden hat, und zwar Anatolij. Er möchte es gerne bei sich in seinem Zimmer aufhängen. Dies löste bei Maxim noch mehr Freude aus. Freudestrahlend kam er geradezu angeflogen bei mir mit der grossen Bitte, ob ich denn nicht noch ein solches Bild kaufen könnte!

Als ich vorgestern mit Ljuba in Tarussa war, haben wir noch zwei Bilder gekauft, doch Maxim weiss nur von einem! Zu sehr verwöhnen wollten wir nun auch nicht gleich. Übrigens war es für Ljuba eine grosse Freude, dass sie mithelfen konnte bei der Auswahl, sie blühte dabei regelrecht auf im Geschäft. Für mich persönlich ist es nun das 5 Franken-Projekt, denn soviel kostet ein Bild. Dass es dann bei allen Beteiligten, angefangen bei Ljuba, die das Bild auswählt, Maxim, der es mit grossem Eifer herstellt, und Anatolij, der damit sein Zimmer schmücken kann, auch noch positive Emotionen auslöst, macht auch mir grosse Freude!

Projekte im Kleinen können oft einen sehr grossen gefühlsmässigen Effekt bewirken. Der Anblick der vielen ehrlich und aus tiefstem Herzen freudigen Gesichter schenken auch mir persönlich viel Wärme ums Herz, in einer Zeit, wo man davon nicht genug bekommen kann!

An dieser Stelle möchte ich Euch allen noch eine besinnliche Nachweihnachtszeit wünschen, und dann einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Liebe Grüsse
Jörg

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