Das ist ein Novum in der Geschichte des russischen Wetters! So etwas hat es seit der Aufzeichnung der Wetterdaten noch nie gegeben. Wir erleben gerade den wärmsten Januar aller Zeiten. Von Schnee kann nicht die Rede sein, denn die Temperaturen sind auch nachts über der Null Grad Grenze. Ich bin gespannt, ob es doch noch Winter wird? Wir alle können es nur hoffen, denn für die Natur ist dieses Wetter eine Katastrophe!
Nachträglich möchte ich Euch allen noch ein gutes Jahr wünschen. Besonders wünsche ich allen Gesundheit, und viele positive Emotionen und Erlebnisse!
Vor den Neujahrsferien bekam mein neunjähriger Sohn Andrej die Aufgabe, eine „wissenschaftliche Projektarbeit“ zu schreiben. Es müsse ein Thema analysiert und dann daraus ein Resultat erarbeitet werden. Wir haben zusammen überlegt, was wir da machen könnten, und entschlossen uns, eine Analyse von Brennholz durchzuführen.
Brennholz ist für das Dorf Lagowschina von existenzieller Bedeutung. Für einen maximalen Erfolg ist die Auswahl der richtigen Hölzer wichtig. So gingen wir in den Wald und sammelten verschiedene Fallhölzer: Eiche, Birke, Tanne, Pappel und Erle. Da ich noch ein Stück Buchenholz hatte, legten wir es zum Vergleich dazu.
In der Schreinerei wurden dann die Hölzer bearbeitet. Da wir dieses Werken auch während der Kinderlager einführen wollen, war dies für mich gleich ein Test. Aus den verschiedenen Hölzern fertigten wir gleichgrosse Holzwürfel. Nun begann die Analyse. Wir wogen die Klötze und erstellten dann ein Diagramm, welches das Gewicht aufgezeigte. So kam das erwartete Resultat hervor: Die Eiche lag vor der Buche, gefolgt von der Birke, Erle, Pappel und zuletzt der Tanne. Wir gingen aber noch einen Schritt weiter. Da wir eine Messpistole haben, welche die Temperaturen messen kann, verbrannten wir die Klötze nacheinander, um herausfinden, welches der Hölzer die höchste Temperatur abgeben würde.
Und hier war selbst meine Voreinschätzung falsch. Alle hatten gedacht, dass das Eichenfeuer heisser sei, als z.B. das Tannenfeuer. Aber die Temperatur lag bei allen um die die 1100 Grad Celsius, bei der anschliessenden Glut um die 800 Grad Celsius. Der einzige Unterschied war, dass die Eiche diese Temperatur länger abgeben kann, da die Holzdichte grösser ist.
Als Resultat dieser Arbeit kamen wir nun zur folgenden Erkenntnis. Das beste Holz wäre die Eiche, aber da sie bei uns nicht in grossen Mengen vorhanden ist, werden nur die wichtigsten Öfen in den kältesten Winternächten mit Eiche gefeuert, damit niemand die ganze Nacht neben dem Ofen Wache halten muss.
Gleichzeitig haben wir mit Andrej eine Präsentation erarbeitet, und als Test hat er sie vor den Dorfbewohnern und dann auch am Fest der alten Menschen vorgetragen. Jedes Mal waren die Zuhörer erstaunt über seine Arbeit. Er hat nun auch bei der Präsentation Erfahrung und wartet auf seinen Auftritt vor der Klasse. Mit den Schulkindern wird er auch einen kleinen Wettbewerb veranstalten. Jedes Kind bekommt sechs Bilder von den verschiedenen Holzarten. Die können sie dann vor sich auf der Schulbank in der Reihenfolge hinlegen, in der sie sich das Gewicht der Hölzer vorstellen. Und als Andenken bekommt jedes Kind ein kleines Präsent von unserem Dorf. Das alles zusammen lässt Andrej schon „kribbelig“ werden in Gedanken an seine Präsentation!
Für mich war es ebenfalls eine grosse Erfahrung, und ich denke, wir können in Zukunft auch mit Schulkindern ohne Probleme solches Werken durchführen. Dies ist ein wichtiger Baustein in der Entwicklung der heranwachsenden Jugendlichen. Über Handarbeit wird doch so vieles erreicht. „Arbeiten die Hände, arbeitet der Kopf!“
Mit freundlichen Grüssen
Jörg Duss
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