Das Wetter verhielt sich in diesem Monat gleich wie in den vorangegangenen. Sonnenschein wechselte sich ab mit Regen, was der Flora und Fauna zu gutem Wuchs verhalf. Für einen vollkommenen Sommer benötigten wir nun eigentlich mal eine Woche ohne Regen, damit wir in Ruhe das Heu unter Dach und Fach bringen können. Wenn wir aber mitbekommen, wie es zurzeit in anderen Regionen an Regen mangelt, dürfen wir uns wirklich nicht beklagen.
Der Juli ist in ländlichen Gebieten der Gartenmonat. Viele Menschen sind auf ihren Datschen (Ferienhäuschen mit einem Gärtchen) damit beschäftigt, ihren Wintervorrat an Gemüse, Kartoffeln, Beeren, Früchten zu giessen, zu pflegen, zu pflücken usw. Ende der neunziger Jahre waren es mehr Menschen, die ihre Datschagärtchen pflegten, dann ging die Zahl kräftig zurück. Seit rund zwei Jahren ist sie aber wieder steigend, da eine gewisse Unsicherheit besteht in Bezug auf die Stabilität des täglichen Lebens. „Wenn meine Vorratskammer gefüllt ist, fühle ich mich viel wohler“, erklärte mir kürzlich ein Familienvater so um die Vierzig. Interessant für mich war diese Aussage, da sie von einer jüngeren Person kam. Bei älteren Menschen kam es gar nie in Frage,. dass sie die Datscha mit dem dazugehörigen Gärtchen vernachlässigten oder sogar aufgaben. „Wir haben schon zu viel erlebt, das hat uns gelehrt!“, meinte Babuschka Nina Grigorjewna, als ich sie fragte, wieso sie noch immer ihren Garten bestelle.
Alle Menschen, welche, rein kräftemässig, noch die Möglichkeit haben, ihren Garten zu unterhalten, sind bei ökonomischen Schwankungen immer besser gerüstet als die anderen. Die zur Zeit bestehenden Sanktionen haben zwar physisch auf die Menschen in Tarussa noch keinen Einfluss, aber psychologisch. Man sei über nichts mehr erstaunt, was auf dieser Welt passiere oder passieren könne, darum sei ihnen wohler, je unabhängiger sie seien, hörte ich in einer Diskussion unter Babuschkas. Zum Glück hat in diesem Jahr auch das Wetter mitgespielt, sodass sich die Hobbygärtner auf eine prallgefüllte Vorratskammer freuen dürfen.
Ab dem 1. August gehen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihre wohlverdienten Sommerferien. Wir wünschen auch Ihnen noch eine schöne Sommerzeit bis zum nächsten Mal!
Mit freundlichen Grüssen
Jörg Duss
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