Monatsbericht Juli 2020

Monatsbericht Juli 2020

Der Monat Juli wird in den Breitengraden Zentralrusslands dazu benützt, das Heu einzufahren. Diesmal wollte der Juli davon aber wenig wissen. Schnell wechselnde Wetterschwankungen von Regen zu Sonnenschein machten es fast unmöglich, das Gras ausreichend trocknen zu lassen. So muss jetzt der Monat August dafür herhalten.

Die Abgabe von Nothilfepaketen wurde, im gleichen Rhythmus wie im Juni, auch im Juli fortgesetzt. Im August planen wir diese Pakete komplett einzustellen, und nur noch die üblichen Hilfspakete auszuliefern. Wie es dann im Herbst weitergeht, müssen wir mal abwarten. Man hört Verschiedenes. Die Informationen zu dieser Pandemie sind fast gleich wie die Wetterschwankungen. Irgendetwas zu prognostizieren ist unrealistisch. Für RADUGA ist es indes wichtig, dass wir auf die verschiedenen Szenarien vorbereitet sind, um das grosse Aha-Erlebnis nachher zu vermeiden.

Eine andere Tendenz ist in den letzten Monaten zu beobachten. Der Staat sammelt regelrecht die Obdachlosen ein und bringt sie in Herbergen unter. Damit will man vermeiden, dass sich diese Risikogruppe als potentielle Virenträgerin zu sehr „bewegt“. In vielen dieser Herbergen laufen sie langsam aber sicher am Anschlag, was die Anzahl der ankommenden Menschen anbetrifft, und so kriegen wir in den letzten Wochen fast täglich Anrufe, ob wir noch Platz hätten, um Bedürftige aufzunehmen. Allein in den vergangenen drei Tagen hatten wir vier Neuankömmlinge. Wir kommen bald auch an einen Punkt, wo wir sagen müssen: „Das Boot ist voll!“ Dann steht aber eines Morgens die 62jährige Jelena, nach einer mehrtägigen Odyssee, vor dem Stiftungshaus, mit flehendem Blick, ob wir sie nicht aufnehmen könnten. Nach dem Medizincheck traf sie dann auf unserem Bauernhof ein, wo die Menge der Obdachlosen eine Zahl erreicht hat, die mehr als die Hälfte der Bewohner ausmacht. Die Zeit für die Betreuung dieser Personen nimmt dann oft solche Ausmasse an, dass die sonst anfallenden Arbeiten fast zu kurz kommen. Ob wir wollen oder nicht, die Hand geht langsam aber sicher an die Handbremse!

Ab Mitte Juli gingen die Stiftungsmitarbeiterinnen in ihren verdienten Urlaub. Wie in den vergangenen Jahren planten wir die Ferien so, dass vor dem Schulanfang am ersten September alle bereits wieder bei der Arbeit sind. Speziell wichtig ist das für das Schulernährungsprojekt, das ja bekanntermassen gleich an diesem Tag startet.

Soweit die RADUGA-Julinachrichten!

Mit freundlichen Grüssen

Jörg Duss

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