Monatsbericht Juli 2021

Monatsbericht Juli 2021

Die Sonne meinte es mehr als gut mit uns. Temperaturen von über 40 Grad Celsius an der Sonne sind nicht gerade das Wetter, das man hier gewohnt ist. Die andauernde Trockenheit hat schon einmal bewirkt, dass dieses Jahr sicher kein Pilzjahr wird. Dafür sieht man Hobbygärtner jeden Abend fleissig am Giessen ihrer Pflanzen, damit sie im Herbst trotzdem eine ordentliche Ernte einfahren können.

Bei RADUGA ist es üblich, dass Mitte Juli alle Mitarbeiterinnen in ihren verdienten Urlaub gehen. Der Tapetenwechsel tut allen sehr gut. Die tagtäglichen Anfragen gehen auch an unseren erfahrenen Mitarbeiterinnen nicht immer spurlos vorbei. Die innerliche Verarbeitung ist wichtig dazu, immer und immer wieder bereits zu sein für neue Aufgaben. An dieser Stelle möchte ich Ihnen wieder einmal im Namen aller Mitarbeiterinnen hier vor Ort unseren Dank aussprechen. Durch Ihre Spenden spüren wir hier, dass wir nicht alleine sind, dass es Menschen gibt, die hinter unserer Arbeit stehen. Dies macht allen immer wieder Mut, nicht aufzugeben, so schwer es auch manchmal erscheint.

Vor zwei Wochen sass ich zusammen mit Julia, unserer Buchhalterin und Disponentin, im Stiftungshaus im Büro zu einer Besprechung, als die Türe aufging und eine ältere Frau vor uns stand. Sie schaute mich an und sagte: „Ich komme zu Ihnen, weil ich bei Ihnen leben will!“ Sie komme gerade aus St. Petersburg, sei heute Nacht um 03.00 Uhr mit dem Zug in Kaluga angekommen und dann per Bus nach Tarussa gefahren.

Komplette Stille im Büro! Julia und ich waren einerseits vollkommen perplex, andererseits aber staunten wir über den Mut und die Zielstrebigkeit dieser Frau. Es stellte sich heraus, dass sie Tatjana Andrejewna hiess, 69 jährig und von Beruf Kranführerin war. Sie habe im Internet alle Filme und Artikel über uns x-mal angeschaut und gelesen, dann habe sie sich entschieden, die Reise anzutreten und zu uns zu kommen.

Julia und ich sahen uns an und rangen nach Worten. Eines war klar, einfach abwimmeln ging nicht. Die Frau hatte gerade um die 1000 km zurückgelegt, um ihr Ziel zu erreichen. „In einer Stunde können Sie zusammen mit mir ins Dorf fahren“, erklärte ich ihr, was sie überglücklich machte.

Im Dorf angekommen machte sie sich unverzüglich daran, das Wohnheim zu putzen. Dann fragte sie mich, ob sie auf dem Feld helfen solle, das Unkraut zu jäten. Übrigens koche sie sehr gut und könne so auch die Köchin mal ablösen.

Solche Ereignisse laufen in einer hohen Geschwindigkeit ab. Da steht vor einem eine Babuschka, die vor Energie fast „platzt“! Vor ein paar Tagen kam sie auf mich zu und erklärte mir freudestrahlend, dass ihr Zuckerhaushalt sich so gesenkt und stabilisiert habe, dass sie keine Medikamente mehr nehmen müsse, seit sie bei uns sei.

Ist es die frische Luft, die körperliche Tätigkeit oder das gesunde Essen? Ich denke, dass es die Kombination all dieser Faktoren ist. Eigentlich müssten wir in dieser Beziehung ALLE wieder mehr Eigenverantwortung übernehmen, uns diese Kombination täglich vor Augen halten und auch umsetzen. Das Resultat kann sich, wie wir soeben erlebt haben, in kürzester Zeit sehen lassen!

Wir sind alle sehr gespannt, wie sich das weiterentwickelt!

Mit freundlichen Grüssen

Jörg Duss

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