Monatsbericht Juli 2023

Monatsbericht Juli 2023

Der Monat Juli brachte uns sehr viel Feuchtigkeit. Beklagen will ich mich keineswegs, doch nun benötigen wir noch warme Tage, damit die Natur noch einmal nachlegen kann mit dem Wachstum der Biomasse. Die Pilze machen es den Gräsern schon mal vor, stehen sie doch in Massen in den Wäldern und warten nur, bis man sie abholt.

Wie zu erwarten war, stieg das Interesse für RADUGA und für das Bauernhofprojekt nach der Ausstrahlung im russischen Fernsehen stark an. In der „Warteschlaufe“ befinden sich zurzeit noch drei Fernsehsender, die uns unbedingt in eine ihrer Sendungen einladen wollen. Gleichzeitig erschien vor Kurzem in der grössten Zeitung von Kaluga ein umfangreicher Artikel über uns, was nun auch die Printszene auf uns aufmerksam gemacht hat.

Es passiert jetzt gerade das, was wir ja wollen! Die Förderung des Bekanntheitsgrades von RADUGA sowie des sozial geführten Biobauernhofprojektes läuft auf Hochtouren. Steter Tropfen höhlt nun mal unweigerlich jeden Stein. Mag er noch so hart sein, am Ende zeigt sich die Wirkung! Ja, es ist immer mit viel Zeitaufwand und Energie verbunden, bis alle Wünsche der Redaktoren, Kameramänner und Produzenten erfüllt sind. Doch dafür lohnt es sich allemal.

Allein in den vergangenen Wochen waren zwei Kleinbauern aus dem Kalugagebiet bei uns auf dem Hof. Nach einem ausführlichen Rundgang hören wir beim anschliessenden Gespräch bei Tee jeweils: „Jetzt haben wir verschiedene Denkanstösse erhalten. Nun gehen wir nach Hause und werden das ein oder andere umsetzen.“ – Danach besuchte ich diese Kleinbauern und konnte ebenfalls für mich das ein oder andere lernen. Nun stehen wir im ständigen Kontakt. Im Herbst werden wir untereinander Zuchtstiere austauschen, damit wieder frisches Blut in die Herde kommt.

Bei RADUGA spüren wir anlässlich von allerlei Anfragen eine gewisse Unsicherheit bei der Bevölkerung. Am 24. Juni, dem Tag der „Meuterei“, wurde uns innert weniger Stunden vor Augen geführt, wie sich das Leben schlagartig verändern kann. In Tarussa bekamen wir nach knapp einer Stunde kein Diesel und Benzin mehr. Es gab noch welches für die Staatsbetriebe, doch für die Bevölkerung wurde der Zapfhahn zugedreht. Brücken rund um Serpuchow wurden vermint, Strassen waren gesperrt. So bricht innert kürzester Zeit alles zusammen.

Ich konnte gar nicht mehr zählen wie viele Anrufe wir auf dem Hofe bekamen. Bei vielen davon hatte ich das Gefühl, dass die Anrufenden vorsondieren wollten, ob sie bei uns Unterschlupf bekommen könnten. Es ging wohl auch mehr darum, dass sich die Menschen selbst etwas beruhigen wollten. Wenn plötzlich um einen herum alles aus den Fugen gerät und nichts mehr funktioniert, schaltet der Mensch schnell um und sucht nach Lösungen, die er noch selber beeinflussen kann.

Für mich persönlich war es ebenfalls eine grosse Lehre. Auch mir wurden noch gewisse Schwachstellen in unserem eigenen System aufgezeigt, die ich nun zügig und zeitnah alle abarbeiten werde. Es ist nicht schwer sich auszumalen, was dem Land und den Menschen bevorstände, sollte es noch schlimmer kommen.

Zum Glück haben wir das Bauernhofprojekt, und auch die nötige Gelassenheit. Denn was auch passieren mag, eines ist in solchen Situationen wichtig: Man muss die innere Ruhe bewahren und den Glauben an das Gute nie verlieren. Denn am Ende kommt IMMER alles gut!

Mit freundlichen Grüssen
Jörg

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