Monatsbericht Juni 2014

Monatsbericht Juni 2014

„Wechselhaft“ passt wohl am besten zum Wetter im letzten Monat. Von Temperaturen um die 8 Grad Celsius bis fast um die 30 Grad Celsius konnten wir vermelden. Alle Hobbygärtner berichten aber mit Freude, dass wir nicht über eine Trockenperiode klagen müssen, im Gegenteil, die Schrebergärten gedeihen bestens!

Als wir unser Stiftungshaus bauten, sahen wir im zweiten Stock Gästezimmer vor, um etwa Freunde, Bekannte oder auch in Not geratene Menschen unterzubringen. Zu dem Zeitpunkt hätten wir nie gedacht, dass es sich um Flüchtlinge, und diese noch aus dem Bruderland Ukraine, handeln könnte.

Ende letzter Woche habe ich einen Anruf bekommen von der Mutter eines Bekannten in Tarussa. Der Bruder ihres Mannes plane die Flucht zuammen mit seiner Frau und dem 6 Monate alten Sohn aus der Ukraine, genauer gesagt aus dem Gebiet Donezk. Sie fragte mich, ob die drei zur Überbrückung in unserem Stiftungshaus unterkommen könnten.

Seit Tagen werde ihre Kleinstadt bombardiert, der Bahnhof, das Spital und auch ihr Haus seien zerbombt. Die Menschen leben in den Kellern, die Trinkwasserversorgung sei zusammengebrochen, die Geschäfte haben geschlossen. Die Flucht soll nachts per Bus bis nach Charkow und von da dann weiter über die Grenze nach Russland gehen.

So kam die junge Familie erschöpft in Tarussa an. Die Eindrücke der letzten Wochen waren ihnen ins Gesicht geschrieben. Vorerst haben wir sie nun im Stiftungshaus einquartiert. Umgehend halfen wir ihnen, die Papiere für den Status „Flüchtling“ zu beantragen. Denn ohne diese Papiere dürfen sie offiziell nicht arbeiten, der kleine Sohn bekommt keine kostenlose Behandlung im Spital, usw. Die russische Regierung hat zum Glück sofort reagiert (innerhalb von 2 Wochen bekommen sie diese Papiere ausgehändigt), denn es sind nun bereits Tausende, die so über die Grenze kommen, und alle müssen verpflegt und untergebracht werden.

Bei Gesprächen mit Wassilij und Katja erfahren wir aus der Sicht des einfachen Bürgers einer Kleinstadt im Osten der Ukraine, was dort wirklich vonstatten geht. Lesen wir parallel dazu die Meldungen, die in den Massenmedien in Westeuropa verbreitet werden, fragen wir uns, woher die Reporter ihr Material haben. Aber es gibt ja bekanntlich ein Sprichwort „Wer zahlt, befiehlt…“!

Liebe Grüsse

Jörg Duss

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