Monatsbericht Juni 2022

Monatsbericht Juni 2022

Hatten wir uns in den Vormonaten über das Wetter noch auf die eine oder andere Weise beklagt, so darf ich nun sagen, dass der Juni normal war. Sonnenschein wechselte sich ab mit Regen, welcher der Natur so viel Feuchtigkeit gab, wie sie benötigte. Sollte es im Juli so weitergehen, wären wir alle zufrieden!

Die nun seit schon Monaten anhaltende schwierige Situation führt dazu, dass unser Bauernhof von Bedürftigen förmlich überschwemmt wird. Diese kleine Insel, die den Menschen Zuflucht, Unterschlupf und Hoffnung bietet, ist mehr denn je gefragt. Selbst Menschen, die vor Jahren bei uns waren, möchten wieder zurückkommen. Auch ganze Familien melden sich. Seit rund drei Wochen ist eine 5-köpfige Familie aus Bayern bei uns, mit Kindern von 7, 4 und 2 Jahren. Die Eltern Andrej und Jelena waren aus Russland nach Deutschland ausgewandert und sind nun zurückgekehrt in ihre Heimat. Es gab weitere, ähnliche Anfragen, die wir, wie viele andere, ablehnen mussten.

Hier stossen wir an unsere Grenzen in Sachen Platz. Was wir sicher nicht tun werden, ist Zimmer mit 15 – 20 Personen einzurichten, wie dies in Obdachlosenheimen der Fall ist. Wir wollen den Bewohnern keinen Luxus bieten, aber auch keine Baracke.

Da wir unsere Landwirtschaft bewusst mit wenig Technologie betreiben, haben wir Arbeit für viele Hände. Es war ja auch ein Ziel, eine Art sinnvolle Beschäftigungstherapie zu bieten. Keine unnützen Tätigkeiten, nur damit die Betroffenen etwas zu tun haben. Das Ganze muss in einem sinnvollen Rahmen bleiben. Arbeitsplätze wären also genügend vorhanden. Aber es stellt sich die Grundsatzfrage, wieviel wir überhaupt gewillt sind aufzunehmen. Es sind zurzeit mehr Fragen als Antworten!

In Tarussa ist die Situation seit einigen Wochen unverändert. Eine gewisse Anspannung ist zu spüren, und die Preise sind immer noch sehr hoch bei allem, was der einfache Bürger benötigt. Infolgedessen steigen bei uns die Anfragen bei den Lebensmittelpaketen. Beim Kleiderprojekt verzeichnen wir ebenfalls Rekordzahlen. Da sind für Familien mit Kindern kolossale Sparmöglichkeiten vorhanden, da auch die Preise für Kleider und Schuhe stark gestiegen sind. So leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Erleichterung des Familienbudgets

Mit der Stadt Tarussa haben wir wiederum ein Sommerlager für Jugendliche organisiert. Dies ist jetzt, nach der Pandemie, wieder erlaubt. Um die 60 Kinder kommen dieses Jahr wieder in den Genuss dieses sehr positiven Projektes. Statt irgendwo herumzulungern werden sie auf verschiedenste Arten beschäftigt. Auch hier wieder eine Win-win Situation, profitiert davon ja die ganze Stadt, da es in der Zeit kaum Jugenddelikte gibt.

Die Budgetierung von RADUGA durchläuft zurzeit gerade einem Stresstest. Beim Wechseln der Fremdwährung in Rubel bekommen wir noch etwas mehr als halb so viel wie früher. Selbst Analysten hatten das vor mehreren Monaten kaum für realistisch gehalten. So trifft es uns angesichts der gestiegenen Preise nun doppelt.

Da kann ich einem alten Mann nur zustimmen, der mir kürzlich gesagt hat: „Langweilig wird es uns bestimmt nicht in nächster Zeit!“

Mit freundlichen Grüssen
Jörg Duss

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