Für die Bauern in unserer Gegend ist der Ertrag der Heuernte bis jetzt ernüchternd. Man kann sagen, dass nur gerade ungefähr ein Drittel von dem eingebracht werden kann, was sonst anfällt. Die Biomasse ist dieses Jahr in einem solchen Masse ausgeblieben, dass es für uns alle ein Rätsel ist. Es hatte im Grunde genug Schnee, sodass genügend Feuchtigkeit im Boden sein sollte, doch der Graswuchs blieb aus. Was jetzt allen bleibt ist die Hoffnung auf einen zweiten guten Schnitt, der aber in unseren Breitengraden nicht alle Jahre garantiert ist.
Am 01. Juni wurde im russischen Fernsehen eine Sendung ausgestrahlt, in der RADUGA und das Dorf Lagowschina die Hauptrolle hatten. Das Thema der Sendung lautete: „Die Zukunft von Russland in den Augen von Ausländern!“ Vor der Sendung war ein Filmteam von morgens früh bis abends spät bei uns und hat Filmaufnahmen gemacht. Danach war ich dann in Moskau im Studio, um die Sendung aufzunehmen. Wieso weiss ich nicht, aber von unserem Projekt wurde mit Abstand am meisten gezeigt. Dementsprechend war nach der Sendung auch die Resonanz in ganz Russland, wie die vielen Anrufe bewiesen. RADUGA hat einen grossen Popularitätsschub bekommen, da diese Sendung hier in Russland eines der grössten Ratings hat.
Hier habe ich den Link beigefügt, unser Projekt kommt gleich in der ersten Viertelstunde, auf Youtube wird es leider immer wieder gelöscht.
Nun, gut einen Monat nach der Ausstrahlung, kann ich sagen, dass wir auf grosses Interesse gestossen sind. Unter anderem hat sich der fast tägliche „Ansturm“ von Kleidern nochmals erhöht. Wir wollen uns zwar sicher nicht beklagen, doch stellt uns das vor weitere organisatorische Hürden! Um die grosse Menge an Secondhand Kleidern an den Mann resp. die Frau und das Kind zu bringen, haben wir drei weitere Dörfer in unserem Bezirk neu organisiert. An diesen Orten wird jetzt einmal pro Woche ein „Marktstand“ geführt, wo die Menschen aus der Umgebung Kleider holen können. Dafür haben wir in den jeweiligen Orten örtliches „Personal“ angeworben, das sich ausschliesslich aus von uns betreuten bedürftigen Familien zusammensetzt. Sie haben sich sogar mit grossem Interesse und Eifer an die Arbeit gemacht, denn so könnten sie, wie mir eine Mutter aus einem dieser Dörfer sagte, auch aktiv einen Beitrag leisten, und nicht nur Empfänger sein.
Eine weitere erfreuliche Nachricht kann ich insofern vermelden, als wir unsere Kontakte mit dem Landwirtschaftsministerium weiter ausgebaut haben. Uns geht es ja in erster Linie darum, das Kleinbauerntum zu unterstützen. Mit diesem Anliegen sind wir im Ministerium auf offene Ohren gestossen. In diesem Monat haben uns auf Empfehlung des Landwirtschaftsministers bereits mehrere Kleinbauern aus dem Gebiet Kaluga besucht, wobei wir Erfahrungen austauschten und Zukunftsperspektiven diskutierten
Wir haben jetzt eine Plattform errichtet, der sich weitere Gleichgesinnte anschliessen können, um gemeinsam Wissen und Erfahrungen in allen Bereichen der Landwirtschaft und auch der Weiterverarbeitung der Produkte auszutauschen. Der Anfang ist getan! Wir hoffen, damit einen Beitrag an ein gesundes, solides Kleinbauerntum zu leisten.
Mit freundlichen Grüssen
Jörg
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