Monatsbericht März 2013

Monatsbericht März 2013

Als halber Einheimischer kenne ich die russischen Schneemassen. Da ist man sich ja einiges gewohnt. Was sich aber hier speziell in den letzten Wochen zugetragen hat, sucht seinesgleichen. Bis jetzt fand ich noch niemanden, der sich erinnern konnte, dass Anfang April noch soviel Schnee lag. Was das bedeutet wissen die Einheimischen genau. Hochwasser ist in vielen Regionen vorprogrammiert. Selbst der Schreibende hat voraus denkend im Kellerbereich bereits Wasserpumpen installiert, um der bevorstehenden Wassermassen Herr zu werden.

Als Stiftung RADUGA wollen wir den Menschen helfen. Wir wollen da, wo der Schuh drückt, zur Seite stehen. Schwierig und schmerzlich ist es, wenn auch wir nicht mehr konkret helfen können. So geschieht es nun bei unserem Fahrer Wolodja, dem Ehemann unserer unersetzlichen Sozialarbeiterin Swetlana Wassiljewna, der seit Monaten mit seiner Gesundheit kämpft.

Im Sommer letzten Jahres beklagte er sich über grosse Schmerzen im linken Fuss. Es fiel ihm schwer, den Fuss zu belasten, da ihm dies nur unter grossen Schmerzen gelang. Er beklagte sich nur selten, wie es seiner stillen und bescheidenen Art entsprach, sondern verrichtete seine Arbeit weiter, so gut es ihm möglich war. Im Herbst wurden dann aber auch für Wolodja diese Schmerzen so gross, dass er sich ins Spital einliefern liess. Die Diagnose war rasch gestellt und fiel niederschmetternd aus: Amputation!

Kurz nach der Operation besuchte ich ihn im Spital und kannte ihn kaum wieder. Er war „aufgestellt“ und voller Tatendrang. Und er erzählte mir immer und immer wieder, wie sich alles nun viel besser anfühle ohne diese unerträgliche Qual, die ihn wochenlang kaum schlafen liess. Nicht mal seinem grössten Feinde würde er so etwas wünschen, man könne sich das gar nicht vorstellen. Jetzt waren seine Gedanken aber schon weiter. Das Auto würde er umbauen, sodass er die Kupplung dann von Hand am Steuerrad bedienen könne. So verbrachte er mit all seinen Plänen die Zeit im Spital.

Aber kaum entlassen, beklagte er sich über völlige Appetitlosigkeit. Ihm bereite das Schlucken so grosse Schmerzen, dass er alles nur noch in flüssiger Form zu sich nehmen könne. Der ohnehin sehr schmächtige Wolodja verlor dadurch noch mehr an Gewicht. Und nach der ärztlichen Kontrolle wurde bei ihm ein tumorartiges Geschwür im Magen diagnostiziert.

Wir tun alles Menschenmögliche, um ihm, wo es nur geht, irgendwie beizustehen und zu helfen. Bei allen unseren Mitarbeitern herrscht eine bedrückte Stimmung. Die Ohnmacht der Hilflosigkeit sitzt wie ein Stachel in uns drin…….

Liebe Grüsse
Jörg Duss

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