Monatsbericht März 2021Jörg Duss im Gespräch

Monatsbericht März 2021

Mit unserem Bauernhofprojekt verfolgen wir verschiedene Ziele. Einerseits geht es darum, anderen Kleinbauern aufzuzeigen, was für Möglichkeiten es gibt, biologische Landwirtschaft zu betreiben. Hierzu stehen wir mit unseren gemachten Erfahrungen allen zur Verfügung. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den wir abdecken, ist die Vermarktung resp. der Verkauf der Produkte. Hier haben wir eine Plattform aufgebaut, wo die Kleinbauern ihre Produkte absetzen können.

Parallel dazu organisiere ich jetzt die ersten Informationsveranstaltungen, wo ich der örtlichen Bevölkerung unseren Leitslogan aufzeige: „Regional und saisonal essen“! Damit verfolge ich zwei Ziele. Einerseits ist dies ein grosser Schritt zu einer gesunden Ernährung, und anderseits fördert es den Absatz der regional erzeugten Produkte der Kleinbauern.

Positiv ist hier anzufügen, dass die örtlichen Behörden sowie die Erholungszentren in und um Tarussa uns kostenlos Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, wo wir diese Veranstaltungen abhalten können.

Wie Sie jetzt gelesen haben, ist das eine Ziel die Förderung der familiären Landwirtschaft.

Andererseits hat sich das Bauernhofprojekt auch zu einem sozialen Projekt gewandelt. Als „Arche“ hat sich unser Dorf schon in weiten Kreisen herumgesprochen. Bei uns finden die verschiedensten Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in „Schieflage“ geraten sind, eine Bleibe. Diese „Bleibe“ definiert sich auf mancherlei Art und Weise. Der Eine sucht für eine gewisse Zeit einen Aufenthaltsort, ein anderer plant seine Zukunft bei uns auf dem Hof. So haben wir Bewohner, die bereits seit Jahren bei uns leben. In dieser Zeit entwickelt sich eine feste Bindung zwischen den Bewohnern. Das kommt daher, dass wir gemeinsam arbeiten, essen, uns erholen oder, anders ausgedrückt, einfach zusammen leben.

Bei einer solchen Gesellschaft ist es wichtig, dass gewisse Regeln und Richtlinien eingehalten werden. Eine dieser Grundregeln ist die, dass im Dorf die Einnahme von Alkohol oder anderen abhängig machenden Substanzen kategorisch verboten ist. Leider gehört das Rauchen nicht dazu, doch daran arbeiten wir. Was ein Bewohner ausserhalb tut, ist seine Sache und auch nicht kontrollierbar, doch innerhalb des Dorfes gilt strikt diese Regel. Eine Person, die zurück ins Dorf kommen will, muss nüchtern sein, sonst bekommt sie keinen Zutritt.

Eine Massnahme, die zur Bekämpfung solcher Probleme hilft, ist, dass Gefährdete kein Geld in die Hand bekommen. Auf diese Art gelang es uns, einen Alkoholiker nun bereits seit über einem Jahr „trocken“ zu legen. Es würde ihm auch niemand Geld leihen, da alle wissen, dass er es sowieso nicht zurückgeben würde. Das führt dann zu einem Kaltentzug. Kann sich jemand nicht an diese Regeln halten, muss man sich trennen. Denn wie heisst es so schön in einem chinesischen Sprichwort: „Ein verfaulter Apfel verdirbt die ganze Kiste!“

In all den Jahren durften, konnten oder besser gesagt, mussten wir viele Erfahrungen in dieser Beziehung sammeln. Man hat nicht bei allen „Patienten“ Erfolg, doch ich kann an dieser Stelle schreiben, dass wir schon mehrere Personen so zurück in ein normales Leben führen konnten. Was man dabei braucht ist eine Tugend, von der man im Leben nie zu viel haben kann: GEDULD!

Mit freundlichen Grüssen
Jörg Duss

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