Monatsbericht März 2023

Monatsbericht März 2023

Um mich an einen so frühen Frühling zu erinnern muss ich lange überlegen. Gegen Ende März tauchten plötzlich warme Temperaturen auf, wozu sich dann noch massive Niederschläge gesellten. Diese Kombination verursachte in kürzester Zeit stark ansteigende Flüsse, waren doch die Felder und Wälder zu der Zeit noch mit einer dicken Schneedecke versehen. So geschah es, dass ganze Dörfer über Nacht von der Aussenwelt abgeschnitten wurden. Dies ist für die Betroffenen jedoch nicht beunruhigend, da für sie diese Naturereignisse fast Jahr für Jahr stattfinden.

In diesem Monat haben wir es nun, nach 2jährigen Bemühungen, erreicht, dass Rudik, einer unserer Bewohner auf Lagowschina, die dringendst benötigte Operation am Bein bekam. Vorausgegangen waren zahlreiche Untersuchungen bei Ärzten, bis sie diesen, komplett vom Staat bezahlten, Eingriff durchführten. Rudik hatte seit Jahren eine Metallplatte im Bein, die sich jedoch langsam löste. Die dadurch verursachten ständigen Schmerzen liessen kein normales Leben mehr zu.

Um aber die Finanzierung dieser Operation durch den Staat zu erreichen, mussten wir in einem wahren Spiessrutenlauf zuerst Rudiks Invalidität bestätigen lassen, und dann noch die Bestätigung durch die Ärzte bekommen, dass dieser Eingriff nötig sei. Ohne die in vielen Jahren aufgebaute und gut funktionierende Vernetzung der Stiftung RADUGA, sei dies im Spital oder bei den Behörden, hätten wir das kaum hingekriegt.

Rudik befindet sich übrigens bereits wieder im Dorf und freut sich Tag für Tag darüber, dass er diese Schmerzen nicht mehr hat!

Im Stiftungshaus haben die Kleiderspenden an Umfang zugenommen. Dies war auch nötig, hat doch auch die Nachfrage nach Altkleidern massiv zugenommen. So wie es aussieht, haben noch mehr Moskauer davon erfahren, dass man uns Kleider bringen kann, denn besonders nach den Wochenenden ist unser Vorraum im Stiftungshaus immer sehr gut gefüllt. So haben wir jetzt noch eine „Filiale“ eröffnet in Pochwisnjewo, einem Dorf rund 10 km von Tarussa. Wir haben sehr gute Kontakte zur Leiterin des örtlichen Klubhauses, die nun bei uns pro Woche 2-3mal säckeweise Kleider holt und sie dann bei sich ausbreitet. Der Andrang sei riesig, kämen doch auch viele zu ihr, die sich schämen würden, zu uns ins Stiftungshaus zu kommen. Man könnte ja von jemand gesehen werden in der Stadt… Auf dem Dorf sei es für sie diskreter. Hier muss ich hinzufügen, dass es sich gerade bei diesen Menschen um solche handelt, die infolge der stattfindenden Verarmung sozial „gefallen“ sind, und nun für sie ungewohnte Wege finden müssen, um das Familienbudget irgendwie wieder unter Kontrolle zu bringen.

So leistet RADUGA täglich seine Dienste für die bedürftige Bevölkerung in dieser Umgebung. Und das Gute daran ist, dies passiert alles leise im Hintergrund ohne Rummel darum. „Die Stiftung arbeitet wahrhaftig wie ein Schweizer Uhrwerk“, hörten wir vor kurzem bei den Behörden sagen. Aber ohne Sie, liebe Spenderinnen und Spender, würde dieses Uhrenwerk leider zum Stehen kommen, das ist uns hier ganz klar! Daher von meiner Seite ein grosser Dank an alle, die uns auch in dieser schwierigen Zeit immer noch die Treue halten!

Mit freundlichen Grüssen

Jörg Duss

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