Monatsbericht März 2024

Monatsbericht März 2024

Am Anfang des Monates erlebten wir nochmals den russischen Winter. Ab der zweiten Hälfte jedoch kam es zuerst tagsüber zu Temperaturen über der 0 Grad Grenze, anschliessend war es dann auch nachts über 0 Grad. Bei Schneemassen von über einem halben Meter auf den Feldern ging die gefürchtete Schneeschmelze so richtig los. Der Katastrophenhilfsdienst hat bereits an verschiedenen Orten die Bevölkerung gewarnt, dass mit Hochwasser zu rechnen sei. Die Brücke auf dem Weg zu unserem Dorf ist jedenfalls bereits unter Wasser. Im Moment ist es noch möglich sie zu befahren, doch befürchten wir, dass sie in den nächsten Tagen bis zu zwei Meter unter Wasser stehen wird. Für die Bewohner jedoch nichts Aussergewöhnliches, haben sie doch die Boote schon bereitgestellt.

Anfang des Monates ging es weiter mit den Dorffesten. In drei Dörfern führten wir nochmals unsere im Bezirk bereits berühmten Veranstaltungen durch. Der Grundtenor ist überall der Gleiche: Wir spüren geradezu ein Vakuum bei der Bevölkerung. Die Menschen haben das Bedürfnis, solche geselligen Abende zu erleben. Wie schon in anderen Berichten beschrieben, geht es mir persönlich darum, einen Anstoss zu geben. Ich bin voll Zuversicht, dass jetzt in einigen Dörfern – in allen Dörfern wäre wohl zu optimistisch gedacht! – eine Eigendynamik entsteht, sodass die Menschen solche positiven emotionalen Momente auch unter dem Jahr in die Praxis umsetzen.

In den ersten zwei Wochen in diesem März gab es wiederum etwas Publicity für RADUGA und das Bauernhofprojekt. Im Wochentakt hatten wir zwei grosse Youtube Kanäle hier, die je einen 30minütigen Dokumentarfilm drehten. Die Filme wurden noch nicht ausgestrahlt, doch es wird sicher wieder ein positives Echo geben, wie wir es jeweils nach solchen Veröffentlichungen erhalten. Gleichzeitig war bei uns einer der drei grössten Fernsehsender Russlands, der im Dorf eine Kurzreportage für die Hauptnachrichten filmte, die dann am Samstagabend zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurde. Da diese Tagesschau-Nachrichten von Kaliningrad bis Kamtschatka ausgestrahlt werden, erhielten wir aus dem ganzen Land viele positive Rückmeldungen. Man darf hier sagen, dass unsere Arbeit in den letzten 27 Jahren wirklich Spuren hinterlassen hat. Für so eine kleine Stiftung, wie wir es sind, ist das überhaupt nicht selbstverständlich. Darum möchte ich mich an dieser Stelle bei Euch allen wieder einmal recht herzlich bedanken für Eure jahrzehntelange Treue zu RADUGA!

Im Dorfe Lagowschina haben wir nun begonnen das Fach „Handwerk“ zu beleben. In vielen Ländern sind in den letzten Jahrzehnten diese Fächer gestrichen oder vernachlässigt worden. In diesem Zusammenhang wird in meinen Augen etwas komplett ausser Acht gelassen. Wir alle wissen doch ganz genau, „Wenn die Hände arbeiten, arbeitet auch der Kopf“! Ich verfolge damit aber noch ein weiteres Ziel. In unserer westlichen Welt wird das Problem des Defizits an qualifizierten Handwerkern immer offensichtlicher. Wie sollen die heutigen jungen Menschen herausfinden, ob etwas eventuell ihre Berufung wäre, wenn sie damit nicht vertraut werden? Ich weiss, dass meine Aktivitäten ein Tropfen auf den heissen Stein sind, doch wenn ich gar nichts mache, wird sich auch gar nichts ändern. Und wir haben den grossen Vorteil, dass wir in den Medien omnipräsent sind, und darum werde ich nicht müde, mir den Mund wund zu fusseln, um solche Zusammenhänge weiterzuvermitteln.

Übrigens kommt es bei den Kindern sehr gut an! Mit grosser Freude sind sie mit der Laubsäge am Sägen, bohren die benötigten Löcher, schleifen die Details, bemalen sie, und spielen dann ausschliesslich nur noch mit den selber erzeugten Spielsachen! Diese Anblicke lassen das Schreinerherz in mir immer wieder höher schlagen!

Mit freundlichen Grüssen
Jörg

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