Monatsbericht Oktober 2013

Monatsbericht Oktober 2013

Vom gerade „Goldenen Oktober“ können wir in diesem Jahr nicht sprechen. Es waren ein paar Tage, die dem sehr nahe kamen, aber grösstenteils war es doch eher nass. Doch nach den wochenlangen Regenfällen im September waren wir auch mit den paar Tagen sehr zufrieden. Leider konnten viele Bauern einen beträchtlichen Anteil ihrer Ernte nicht einfahren, da sie mit den Traktoren nicht mehr auf die durchnässten Felder hinausfahren konnten.

Der Anfang Oktober steht immer im Zeichen der „Alten Menschen“. Am 2. Oktober feiert Russland offiziell diesen Tag. Es ist allerdings kein freier Tag für die Arbeitswelt, doch nichtsdestoweniger einer der beliebtesten Feiertage. Wir von der Stiftung RADUGA organisieren dann unsere schon legendären Feste für die ältere Generation.

57In diesem Jahr war bei uns zudem unsere Stiftungsratspräsidentin Monica Chappuis zu Gast, was dem Anlass noch einen grösseren Stellenwert verlieh. Unsere Mitglieder des Seniorenclubs RADUGA freuen sich jedes Mal, wenn sich Gäste zu ihnen gesellen. Ist doch das Ziel des Festes die Zusammengehörigkeit, das Miteinandersein und das Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Die Einsamkeit schleicht sich in der heutigen Gesellschaft immer mehr ein, sowohl bei den alten wie auch bei den jungen Menschen! Da muss wo immer nur möglich Gegensteuer gegeben werden.

Mit Monica besuchten wir außerdem eines unserer abgelegensten Dörfer. Karejewo, mit seinen heute noch drei ständigen Einwohnern, ist im Frühling überhaupt nicht erreichbar, auch nicht zu Fuss, da dann die Flussüberquerung unmöglich ist. Im Herbst wiederum nur mit einem sehr geländegängigen Fahrzeug. Bei einem solchen drängen sich die russischen Hersteller geradezu auf! Mit unserem treuen, jedem Terrain gewachsenen „UAS“ nahmen wir dann die Strecke unter die Räder. Nach ein paar mal Anhalten, um die Fahrtrichtung zu bestimmen, kamen wir alsdann im Dorfe an.

Nina Pafnutjewna hatte uns gebeten, ein paar ihrer Schafe anderweitig unterzubringen, da sie die Arbeit körperlich nicht mehr bewältigen kann und zudem für eine Behandlung ihrer Beine ins Spital eingeliefert werden muss. Nichtsdestotrotz hat sie uns bewirtet mit ihren vorzüglichen Kartoffeln aus dem Garten, mit den gesammelten und eingemachten Pilzen und mit Salaten. Jeder Russlandkenner weiss, dass dies etwas vom Feinsten ist, was man sich vorstellen kann!

Auf der Rückfahrt kam bei uns allen etwas die Schwermut auf. Uns wurde bewusst, dass dieses Dorf nie mehr das sein wird, was es einmal gewesen war. Die letzten Bewohner müssen leider alters- und gesundheitsbedingt das Dorf bald für immer verlassen. Bleibt nur die Hoffnung, dass sich vielleicht eine jüngere Generation findet, welche in die Fußstapfen dieser tapferen, an harte Arbeit und grosse Entbehrungen gewöhnten Landbewohner tritt!

Liebe Grüsse
Jörg Duss

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