Monatsbericht Oktober 2020kleiderkammer Stiftungshaus

Monatsbericht Oktober 2020

In gleichem Masse wie im vorherigen Bericht geschildert erfreut uns das Wetter weiterhin! Trockene, sonnige Tage ermöglichten in unseren Breitengraden ein geordnetes Aufräumen der Felder und Gemüsegärten. Leider waren in diesem Jahr in verschiedenen Regionen Russlands die Wetterverhältnisse für das Getreide und andere Feldfrüchte nicht gut, so dass massive Ernteverluste zu verzeichnen waren. Dies widerspiegelt sich nun in den ansteigenden Preisen bei den Lebensmitteln in den Geschäften. Für die krisengebeutelten Familienbudgets ist dies ein weiterer Schlag.

Ein kurzer Nachtrag zum Monatsbericht September: Igor Petrowitsch, der auf so tragische Weise erst seinen Sohn und dann seine Frau verlor, hat sich bei uns sehr gut eingelebt. Durch den „Tapetenwechsel“ kommt er auf andere Gedanken. Einzig nachts wache er noch manchmal auf und könne danach nur schwer wieder einschlafen. Tagsüber beobachte ich, dass er zwischendurch unkonzentriert wirkt. Er braucht noch seine Zeit; wie heisst es so schön: „Zeit heilt alle Wunden!“

Die Corona-Ungewissheit dauert an und hat nicht abgenommen. Wie geht es weiter mit diesem Virus? Die Unsicherheit in der Bevölkerung wächst. Wovor hat man mehr Angst, vor dem Virus oder vor dem wirtschaftlichen Schaden? Meine Erfahrung auf Grund von Gesprächen in den letzten Wochen gibt mir eine klare Antwort: Es kommt darauf an wen man fragt! Fragt man die Geschäftsbesitzer hört man eines, fragt man ältere Menschen hört man das Gegenteil. Für diejenigen, welche Entscheidungen treffen müssen, ist es nicht leicht. Wofür man sich auch entscheidet, jemand leidet immer darunter. So wird immer wieder der Weg gesucht, auf dem der Schaden am geringsten ist. Die daraus entstehende Ungewissheit macht die Menschen unsicher.

Diese Unsicherheit spüren wir bei unserer Arbeit nun täglich. Viele Menschen kommen zu uns ins Stiftungshaus einzig um, wie es mir scheint, zu sondieren. Viele stehen buchstäblich am Abgrund und sind sich bewusst, dass sie, sollte sich unter ihren Füssen der Boden noch einmal bewegen, abstürzen. Das Geschäft, die Stelle in der Firma, alles hängt an einem dünnen Faden. Und aus den Gesprächen mit den Menschen spüren wir heraus, dass die Tatsache, dass es RADUGA gibt, ihnen eine gewisse Ruhe, wenn nicht sogar Sicherheit, verschafft. Wir hingegen spüren die steigende Anzahl der Bedürftigen und sind uns mehr als bewusst, dass im Falle einer weiteren Schliessung einiges auf uns zukommen wird, dass uns jedoch leider ebenfalls Grenzen gesetzt sind!

Das Allerwichtigste ist in einer solchen Situation: Zusammenhalten! Gebündelte Kräfte können Wunder wirken.

Mit freundlichen Grüssen

Jörg Duss

 

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