Monatsbericht Oktober 2022

Monatsbericht Oktober 2022

Der Oktober brachte uns das Wetter, das man zu dieser Jahreszeit gewohnt ist. Sonnenschein vermischt mit Regen. Die Temperaturen zeigten uns auch an, dass es auf den Winter zugeht. Die ersten Nachtfröste überdeckten die Landschaft und liessen Pfützen zu Eis erstarren. In den Gärten sieht man noch die letzten Kohlköpfe stehen, doch die werden nun auch geerntet, und die Böden für den Winter vorbereitet. Mal schauen, wie lange es noch dauert, bis der erste Schnee die Landschaft in ein weisses Kleid hüllt!

Anfang Monat bekamen wir einen Anruf einer Bewohnerin aus einem der abgelegenen Dörfer in unserem Bezirk. Wir sollten doch so schnell wie möglich mal vorbeischauen. Am nächsten Tag, als wir dort ankamen, wurden wir in ein altes Haus geführt, wo wir von der 19jährigen Maria empfangen wurden. In der Stube sassen noch ihre Geschwister im Alter von 16, 13 und 11 Jahren. Im frühesten Kindesalter hatten sie ihre Eltern verloren und lebten seitdem hier mit ihrer Grossmutter zusammen. Vor einer Woche ist nun auch die Grossmutter gestorben, und so sind sie auf sich alleine gestellt.

Maria besucht in Tarussa die Berufsschule in der Abteilung Näherinnen. Ihre Geschwister gehen alle noch zur Schule. Damit alle zusammenbleiben können, wurde in Zusammenarbeit mit den Behörden der Antrag gestellt, dass Maria die Vormundschaft über ihre Geschwister bekommt. Zudem stellen die Behörden von Tarussa den Kindern eine Wohnung in der Stadt zur Verfügung, von wo aus Maria nur wenige Minuten bis zur Berufsschule und somit mehr Zeit hat, sich zuhause um die andern zu kümmern.

Wir als RADUGA helfen den Geschwistern mit Lebensmittelpaketen, Maria haben wir ins Studentenprojekt aufgenommen, und dank dem Kleiderprojekt konnten wir alle Vier für den Winter einkleiden.

Unsere nun mehr als zwei Jahrzehnte lange Anwesenheit in diesem Gebiet, mit den hervorragenden Kontakten mit den Behörden und den Menschen in der Region, war in diesem Fall massgeblich daran beteiligt, dass ohne Bürokratie effizient und zielgerichtet geholfen werden konnte. Wichtig, dass alle immer miteinander am gleichen Strick ziehen, und das am selben Ende des Stricks! Dann kann man Berge versetzen, und dies selbst in einer für uns alle sehr schweren Zeit.

Noch eine andere Nachricht! Sie betrifft unsere kubanische Familie mit ihren drei Kindern, die seit mehreren Monaten Unterschlupf bei uns auf dem Bauernhof gefunden haben. Seit drei Tagen besteht die Familie nicht mehr nur aus fünf Personen, die Geschwister haben noch einen kleinen Bruder bekommen, der Sechste jetzt im Bunde. Da er fast zwei Monate zu früh kam, liegt er noch im Spital im Brutkasten. An sich nichts Außergewöhnliches, wenn man aber bedenkt, dass die ganze Familie sich ohne Ausweise in Russland aufhält, ist es schon etwas speziell!  Auch in diesem Fall waren die langjährigen Kontakte von RADUGA mit den medizinischen Stellen dafür verantwortlich, dass die Mutter überhaupt Zutritt ins Spital bekam.

Zwei gute Nachrichten in dieser an guten Nachrichten nicht sehr reichen Zeit!

Mit freundlichen Grüssen

Jörg Duss

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