Monatsbericht September 2018

Monatsbericht September 2018

Der vorausgeplante „goldene Herbst“ hat bis jetzt in seiner vollen Pracht Einzug gehalten. Die Wetterstationen mussten lange in ihren Büchern suchen, um in der Vergangenheit einen ähnlichen Herbst auszumachen. Für alle Bauern hiess das, die Ernte konnte bei trockenem Wetter eingebracht werden, etwas, an das wir uns nicht erinnern können, wenn wir die letzten Jahre bedenken.

Mit dem Start des obligatorischen Schuljahres am 1.September findet bei uns immer eine Neuausrichtung des Studentenprojektes statt. Zur Erinnerung, wir unterstützen motivierte Studenten aus sozial schwachen Familien mit einem Stipendium, etwa in Form von Fahrkarten zum Studienplatz, Unterstützung bei der täglichen Verpflegung in der Kantine, oder aber auch mit Schulmaterial. Die Kandidaten kennen wir meistens schon länger, stammen sie doch aus den Familien, welche wir schon über Jahre auf unseren Listen führen. 90 Prozent dieser Studenten kommen aus den abgelegenen Dörfern unseres Bezirks, von wo aus sie sonst kaum Chancen hätten überhaupt ein Studium zu absolvieren. In diesem Schuljahr sind es nun 8 Studenten, denen wir in dieser Weise unter die Arme greifen. Dieses wirklich tolle Projekt, hilft es doch den Betroffenen eine Ausbildung zu bekommen, kostet die Stiftung RADUGA pro Monat 230 CHF. Umgerechnet pro Student sind dies gerade mal noch 28.75 CHF pro Monat, die ihm das Studium ermöglichen!

In den letzen Monaten sind bei uns die Benzinpreise stetig gestiegen. Was das mit sich zieht ist klar. Die Preise in den Geschäften steigen und werden in absehbarer Zukunft weiter steigen. Alle, bei denen bereits das Familienbudget knapp ist, trifft es umso härter. Bei uns zeigt sich dies mit den ständig zunehmenden Anfragen für Lebensmittelpakete.

Wie die Menschen im Übrigen darauf reagieren? Eines muss man vornweg mal erklären: Das russische Volk ist sehr, sehr tragfähig. Bevor sich ein Russe beklagt, muss sehr viel passieren. Auch jetzt zeigt sich das. Ich kann nicht behaupten, dass sich die Menschen bei uns beklagen würden. Für sie ist ohnehin klar, woher das alles kommt. Die Sanktionen seien schuld, hört man dann sagen. Aber wie die Russen so sind, sich aufregen darüber nützt niemandem, so nimmt man sein Schicksal so gut es geht in die eigene Hand, und wenn es sein muss, schnallt man den Gürtel halt etwas enger. „Es ist nicht das erste Mal, und wird auch nicht das letzte Mal sein“, hat mir vor kurzem eine Mutter von vier Kindern gesagt.

Von dieser Gelassenheit, Geduld und Demut könnten wir alle noch viel lernen!

Mit freundlichen Grüssen

Jörg Duss

 

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