Mit warmen Tagen hat der Monat begonnen, bis er uns dann ab der Hälfte des Monates mit Regen eindeckte. Alle landwirtschaftlichen Arbeiten auf den Feldern, die noch nicht beendet waren, können bei dem nassen Boden nicht ausgeführt werden. Zum Glück geht es nicht um Ernten, die noch nicht eingefahren sind, sondern um die Vorbereitung der Böden für den Winter. Wir sind aber alle davon überzeugt, dass uns die Natur die nötigen trockenen Tage noch schenken wird, um sie durchzuführen und dann getrost in den Winter zu gehen.
Es gab schon einfachere Zeiten, einen Monatsbericht zu schreiben, als jetzt. Wie soll ich ihn angehen? Jedes Mal, wenn ich Nachrichten aus dem Westen höre, kann ich mir vorstellen, was für Gedanken in den Köpfen der Menschen herumschwirren, und wie sie über uns denken. Und wir? Wir sind mittendrin in diesem stürmischen Gewässer und möchten, wie wohl alle anderen Menschen auch, einfach ein ruhiges Leben führen, unseren täglichen Arbeiten nachgehen. Plötzlich ist dies nicht mehr so einfach, wie es vor kurzer Zeit noch der Fall war. Überall werden uns Steine in den Weg gelegt, die Folgen der Sanktionen treffen immer mehr unteren Bevölkerungsschichten.
Dementsprechend kann das Leben manchmal so hart sein. Die Menschen, die ohnehin nicht auf Rosen gebettet sind, trifft es in der heutigen Situation wieder am härtesten.
Wieso schreibe ich Ihnen das? Viele möchten jetzt den Regierenden „eins auswischen“ und rufen z.B. zum Spendenboykott auf für Organisationen, die in diesem Land tätig sind. Doch das trifft wiederum vor allem die Unbemittelten, die Kinder, die alten Menschen, die Behinderten, eben die Schwächsten in der Gesellschaft.
Es gibt Zustände im Leben, die jemandem, der sie nicht selber erlebt hat, schwer zu erklären sind. Ich denke, heute ist gerade so eine Zeit, wo es schwierig ist, zu schildern, was wir hier durchleben. Und immer gibt es zwei Seiten, und beide haben das Gefühl, Recht zu haben. Da kommt mir dann die Geschichte der zwei Männer in den Sinn, die an einem Fluss stehen und einander fragen, in welcher Richtung der Fluss denn fliesse. Nach RECHTS, sagt der eine, doch der andere widerspricht ihm und sagt nein, nach LINKS. Wer hat denn Recht? BEIDE, denn der eine steht an einem Ufer und der andere am anderen. So ist es sehr oft im Leben. Man muss sich in die Situation des anderen versetzen, um ihn zu verstehen. Das rückt dann die ganze Angelegenheit sofort in ein anderes Licht.
Hoffen wir, dass auf beiden Seiten des Flusses so schnell wie möglich die Vernunft die Oberhand bekommt, denn wir einfachen Bürger, egal auf welcher Seite, sind diejenigen, die unter den jetzigen Bedingungen zu leiden haben.
Mit freundlichen Grüssen
Jörg Duss
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