Monatsbericht September 2024

Monatsbericht September 2024

Von Regen war in diesem Monat leider nichts mehr zu spüren. Die Waldbrandgefahr stieg drastisch an. Die Böden verdichteten sich. Wer, aus welchem Grund auch immer, ein Loch graben wollte, kam von Hand sehr schnell an seine Grenzen. Die Flüsse führen merklich weniger Wasser, überall sieht man den Wassermangel, und es würde sich wohl niemand beklagen, sollte es endlich wieder anfangen zu regnen!

Am ersten September hat der Schulbetrieb wieder begonnen. Wie schon die letzten 27 Jahre haben wir wieder angefangen, die Dorfschulen mit Lebensmitteln zu versorgen. Man könnte dieses Projekt mit vielen verschiedenen Zahlen umschreiben, aber was es wirklich bedeutet, wurde mir vor ein paar Tagen wieder einmal sehr anschaulich vor Augen geführt. Als ich in Tarussa unterwegs war hielt mich ein Mann an. Es stellte sich heraus, dass er Pjotr heisst, heute 40 Jahre alt ist, und während seiner Schulzeit in Lopatino in den Genuss unserer Lebensmittellieferungen kam. So stand er vor mir, erinnerte sich an diese Zeit und sprach mir seinen grossen Dank dafür aus, dass wir den Schulen in dieser Weise helfen. Ich konnte mich begreiflicher Weise nicht an ihn erinnern, aber es wurde mir bewusst, wie sich dieses Projekt in den Köpfen der Kinder so festgesetzt hat, dass sie sich nach Jahrzehnten immer noch dankbar daran erinnern.

Der Monat September ist auch der Monat, in dem wir in den Dörfern bei Bedürftigen noch einmal nachschauen, wie es mit dem Brennholz für den Winter steht. Reicht das vorhandene Holz für den ganzen Winter? Jetzt hatten wir gerade zwei Fälle, wo zwei benachbarte alte Frauen eine Ladung Brennholz unter sich aufgeteilt hatten. So hatten sie beide bereits etwas, doch sollte es ein langer und kalter Winter werden, würde es knapp. Da auf unserem Bauernhof Lagowschina die ehemals obdachlosen und bedürftigen Bewohner als eine Art „Arbeitstherapie“ immer viel Brennholz zubereiten, können wir denen, die zu wenig haben, etwas abgeben. So haben wir ein doppeltes Resultat: Die einen haben eine sinnvolle Tätigkeit, die anderen bekommen während des kalten Winters Wärme in ihren Stuben.

Mitte dieses Monates bekamen wir einen Anruf, dass ein ganzer Haushalt mit Möbeln abzugeben sei. Nachdem eine alte Moskauerin, die in Tarussa in einer Wohnung gelebt hatte, verstorben war, hatten sich die Erben für diesen Schritt entschieden. Bei solchen Anfragen mobilisieren wir jeweils alle unsere Kontakte. Wer benötigt was, und wo? Um nicht alles zu uns ins Lager der Stiftung zu transportieren, um es dann nach einiger Zeit wieder aufzuladen und an den Endbestimmungsort zu bringen, suchen wir gleich einen Endabnehmer und organisieren den Transport zusammen mit ihm. In diesem Fall bekam eine Flüchtlingsfamilie mit vier Kindern die Möbel, die gerade zur rechten Zeit kamen, denn die Familie besass gar nichts.

Gerade bei solchen kleinen Projekten spielt uns unser im Lauf der Jahre weit ausgedehntes Beziehungsnetz in der Region sehr in die Hände. Es gibt kein Dorf, keine Strasse im Bezirk Tarussa, wo wir heute nicht unsere Kontakte hätten. Dies ermöglicht uns, in solchen Fällen wirklich rasch und unbürokratisch zu helfen – das Markenzeichen von RADUGA!.

Liebe Grüsse
Jörg Duss

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