Zwei Tage auf Lagowschina!

Zwei Tage auf Lagowschina!

Das muss zu allererst gesagt werden: Lagowschina ist ein kleines Wunder! Oder vielleicht sogar ein grosses. Mitten in einer Art Niemandsland in der russischen Provinz entsteht eine kleine Welt, mit Menschen und Tieren, mit Häusern, Ställen und Vorratsräumen, mit Feldern und Wäldern, eine Welt, in der schwer gearbeitet und fröhlich gefeiert wird, und die auch Raum hat für solche, die ihren Platz in der restlichen Welt verloren haben. Und ein Leben in und mit der Natur.

Gegenwärtig ist auf Lagowschina Roden angesagt. Damit der Hof weiterhin wirklich selbstversorgt bleibt, ist mehr Anbaufläche nötig. Und so wird ein weiteres Stück bewaldetes Land seiner früheren Bestimmung zugeführt. Gleichzeitig gibt es wieder wertvolles Brennholz, für den Eigenbedarf und zum Verschenken. Der Winter ist die ideale Zeit für diese Tätigkeit, und die Lichtung wird grösser und grösser. Die Männer sind motiviert, das spürt man – sie wissen ja, für was sie arbeiten! Aber die Teepause ist willkommen, und als der Traktor anfährt, beladen mit vielen Thermoskrügen und ausserdem mit dem kleinen Andrjuscha, der am Geschehen auf Lagowschina regen Anteil nimmt, wird er mit seiner gesamten Ladung freudig willkommen geheissen.

Die Tiere sind fast alle im Freien. Der Projektleiter hat für ihre ihre Betreuung jeweils den Bewohner bestimmt, der ihm dafür geeignet erschien und dem er zutraute, die Tiere gut und artgerecht zu behandeln. Und er hat auch hier eine glückliche Hand bewiesen: Nicht nur die Menschen, auch die Tiere haben es hier gut, das beweist ganz deutlich ihre Zutraulichkeit.

Die Bautätigkeit ruht inzwischen, sie wird im Frühling wieder aufgenommen. Noch fehlt einiges, das nötig ist für das ideale Funktionieren der Obschtschina, der selbständig funktionierenden Gemeinschaft, wie sie geplant ist: ein Mehrzweckhaus für kleine oder auch grössere Veranstaltungen, ein Gästehaus, eine kleine Kapelle, ein eigener Stall für die Pferde – und noch immer hat der Projektleiter für sich und seine Familie kein eigenes Haus! Das Wohl der übrigen Bewohner war ihm so wichtig, dass er darob offenbar das eigene vergass… Immerhin haben die Frauen bereits ein gemütliches warmes Zimmer bekommen, mit Nähmaschinen und anderem häuslichen Bedarf, die tüchtige Käserin arbeitet unter optimalen Bedingungen, und viel Weiteres, wie die Metzgerei und eine Werkstatt für Metallarbeiten, ist bereits begonnen und wird vollendet, sobald die Wetterverhältnisse es erlauben. Ob im Herbst alles so weit ist, oder ob am Ende neue Ideen, neue Pläne auftauchen? Auch das ist möglich!

Ja – Lagowschina ist ein kleines grosses Wunder! Und zwei Tage auf Lagowschina sind zwei Tage intensives Leben und Erleben. Gutes aus der Vergangenheit in die Zukunft übertragen. Wenn nur alle es sehen und erleben könnten! Es hätte in Russland noch viel, viel Raum für mehr solcher kleiner Welten – wäre es nicht wirklich wunder-bar, wenn nach und nach noch weitere entstehen würden?

Monica Chappuis

COMMENTS